"Ich ermutige jeden, den Schritt zu wagen und die Welt zu entdecken. Es lohnt sich!“
Ein Studium im Ausland erweitert den Horizont durch die Erfahrung einer neuen Kultur; in Singapur erschließt sich einem sogar die Vielfalt verschiedenster Kulturen. Mein Name ist Roman Sprute und ich studiere seit Januar 2022 Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Data Science an der FHDW Paderborn in Kooperation mit der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Im Rahmen dessen habe ich mich nicht nur für ein Auslandssemester, sondern auch für die Extreme – für Singapur und die James Cook University (JCU) – entschieden. Als Schmelztiegel der Kulturen und als eins der größten Finanzzentren der Welt hat Singapur für mich einen ganz besonderen Reiz.
Reisevorbereitung
Mit der Entscheidung in Singapur zu studieren, beginnt die Bürokratie: Kontakt mit der FHDW u. a. für Kursprüfungen (die weitestgehend von der FHDW übernommen werden), der Antrag auf PROMOS-Förderung, der Antrag auf größere DAAD-Förderungen1, der Antrag auf das Better-Together-Stipendium2, die Bewerbung bei der Hochschule und, nach Klärung der Kurse, auch ein Learning-Agreement. Dass die Reise in ein anderes Land einiges an Organisation beinhaltet, sollte spätestens dann klar sein. So wurden etwas später zusätzlich auch BAföG-Anträge3 und die Visa-Formalitäten für den sogenannten Student Pass, die durchaus zwischendurch etwas Kopfzerbrechen hervorgerufen haben, bearbeitet.
Obwohl wir einige Termine von GOstralia!-GOmerica! und der JCU hatten, die für Klarheit sorgen sollten, musste man selbstverständlich noch einiges für die Reise organisieren4. Sobald Finanzierung und Visum geklärt waren, buchte ich Flüge5 und mietete mir eine Wohnung6. Außerdem schloss ich beim ADAC eine Privathaftpflichtversicherung und eine Auslandskrankenversicherung ab. Nachdem der Papierkram abgeschlossen war, ging es Ende Oktober endlich nach Singapur!
1 Der DAAD bietet neben PROMOS weitere Förderungen an, die ein deutlich höheres Fördervolumen haben können.
2 Das Better-Together-Stipendium ist eine einfache Möglichkeit, die Studienkosten um 1.000 Singapur-Dollar (SGD) zu reduzieren. In meinem Fall habe ich hier jemanden über GOstralia!-GOmerica! vermittelt bekommen, mit dem ich den Antrag bei der JCU stellen konnte. Für viele konnte der Antrag sogar noch während des Studiums gestellt werden. Hier gilt: Freunde sind bares Geld wert!
3 BAföG sollte immer beantragt werden, auch wenn keine Zahlung erwartet wird, da Auslands-BAföG ungleich Inlands-BAföG ist und durch die hohen Studiengebühren für die meisten etwas herauskommen wird. Den Bescheid dann sorgfältig prüfen, meiner hatte gröbste Fehler: Es gibt zusätzliche Reisekosten, erhöhte Lebenshaltungskosten, eine eigene Wohnung und eine maximale Fördersumme von 5.600 Euro für Studiengebühren.
4 Ein großer Punkt der Unsicherheit, der für die JCU bis zum Ende nicht klar zu sein schien, war die Impfregelung in Singapur. Hier hilft es, sich selbst die Regelung anzuschauen und sich nicht von anderen verunsichern zu lassen.
5 Hin- und Rückflug zusammen zu buchen, ist bei den meisten Airlines deutlich günstiger. Zudem bieten viele Airlines Studententarife an, die in meinem Fall eine Preisreduktion um 10 %, 10 kg mehr Gepäck und Umbuchungsfreiheit beinhalteten.
6 Wohnungen in Singapur sind teuer, weshalb es üblich ist, in „Shared Apartments“/WGs zu wohnen. Zu Beginn gibt es auf dem Campus der JCU einen Wohnungsmarkt, bei dem Anbieter ihre Angebote vorstellen.
Singapur, Stadt der Zukunft
Mit Turkish Airlines bin ich über Istanbul nach Singapur geflogen, wo bereits bei Ankunft das erste kleine Highlight auf mich wartete: der Wasserfall im Changi Airport. Wer während der Arbeitstage ankommt, kann den Abholservice der Uni nutzen. Ich, der sonntags ankam, bin dementsprechend erst am Flughafen eine SIM-Karte kaufen gegangen7 und dann mit einem Taxi zum Condo (Wohnblock) gefahren8.
7 Kaufen ist ein guter Stichpunkt: In Singapur kann oft mit Karte bezahlt werden und auch der ÖPNV funktioniert mit Karte. In Hawker-Centern kann man jedoch meist nicht mit Karte bezahlen. Bei vielen Karten gibt es zudem Gebühren. Hier hat Wise für mich gut funktioniert. Damit lässt sich kostenlos Geld ins Ausland verschieben, Geld kostenlos abheben, mit Visa ohne Gebühren bezahlen, und man kann singapurische Kontodaten bekommen.
8 Die Kosten für die Fahrt zum Hotel wurden in meinem Fall erstattet. Frag also am besten vor der Ankunft nach dem entsprechenden Buchungslink für den Shuttleservice, dort wird dir dann auch mitgeteilt, dass die Kosten erstattet werden, wenn du an einem Sonntag ankommst.
Leben und Wohnen
Leben und Wohnen ist einfach, wenn auch oft teuer. Ich habe in einem 16-stöckigen Condo gewohnt, der mit Pool ausgestattet ist. Das mag dekadent erscheinen, ist aber angesichts der geteilten Wohnung in Singapur üblich, preislich noch vertretbar und liegt bei etwa 1.800 SGD pro Monat9. Dafür habe ich auch eine MRT-Station (S-Bahn/U-Bahn) direkt vor der Wohnung und kann die Uni bequem zu Fuß erreichen10.
Die häusliche Einrichtung konnte am ersten Tag warten, weshalb ich mich direkt mit einem anderen Studierenden bei Marina Bay zum Abendessen getroffen habe. Bei beeindruckendem Ausblick haben wir auch über Finanzierung gesprochen, denn auch Lebensmittel in Singapur können schnell ins Geld gehen. Für Lebensmittel und Aktivitäten habe ich etwa 1.000 SGD pro Monat investiert. Eine Mischung aus Selbst-im-Condo-Kochen, Im-Hawker-Center-Essen-Besorgen und Mich-bei-Uni-Events-Versorgen hat die Lebensmittelkosten gesenkt, während regelmäßige Besuche von Restaurants mit den unterschiedlichsten Bekanntschaften die Kosten wieder hochgetrieben haben. Hawker-Center sind Orte mit verschiedenen kleinen Fastfood-Shops, die u. a. indisches, chinesisches und westliches Essen preiswert anbieten.
9 Achte bei der Wohnungssuche besonders auf zusätzliche Gebühren. Bei einem Aufenthalt von 3 Monaten können fixe Gebühren für Endreinigung und Verwaltung deutlich ins Gewicht schlagen.
10 Bahn und Bus können mit VISA, MasterCard und EZ-Link-Karten ([Where to Get – EZ-Link (ezlink.com.sg)](https://www.ezlink.com.sg/get-your-ez-link-card/where-the-cards-are-sold/)), die bei jedem 7-Eleven aufgeladen werden können, genutzt werden.
Aktivitäten
Das Erste, was einen in Singapur erwartet, ist die Orientierungswoche11 der JCU. Hier wurden Aktivitäten und Spiele von anderen Studierenden vorbereitet und eine Bustour angeboten, die jedoch wegen der brütenden Hitze nicht ganz so angenehm war.
Ansonsten ist Singapur als Stadt der Reichen mit allem ausgestattet, was man sich an Aktivitäten vorstellen kann: Strand, Club, Kart und vieles mehr auf Sentosa, Wetland-Wanderung, Art Science Museum und Zoo im Dschungel Singapurs und natürlich Shoppen, Essen und Feiern im Marina Bay Sands. Hier gilt es nur zu bedenken, dass besonders das Feiern im Club schnell sehr teuer werden kann.
11 Die Orientierungswoche ist nicht verpflichtend und platztechnisch begrenzt. Da ich dort aber einige der besten Bekanntschaften gemacht habe, empfehle ich, sich frühzeitig anzumelden!
Reisen
Dementsprechend gilt, dass sich Wochenendreisen nach Malaysia und Indonesien (beispielsweise Bali) anbieten. Wer den besonderen Thrill mag, kann auf Lombok den Vulkan besteigen oder einfach auf Bali die Sonne genießen. Da in Indonesien die Richtlinien für Roller entspannt sind, kann man sich hier wahlweise so fortbewegen oder als Gruppe – weil die Kosten sehr gering sind – einen privaten Fahrer engagieren. Direkt an Singapur grenzen zudem Batam (Indonesien), das direkt per Fähre erreichbar ist, und Johor Bahru (Malaysia), das einfach per Bus erreicht werden kann. Für uns gab es hier kaum einen Halt: Hongkong, Batam, Kuala Lumpur, Johor Bahru, Lombok, Bali, Bangkok, um nur einige zu nennen. Da Flugtickets wegen der kurzen Distanz preiswert sind, kann man das oft nutzen. Ich bin jedoch auch mit dem Bus nach Kuala Lumpur und mit der Fähre nach Batam gefahren. Hier lassen sich nochmal deutlich Kosten senken.
James Cook University
Die James Cook University Singapore ist eine Zweigstelle der James Cook University mit Sitz in Townsville, Australien. Was beide Universitäten gemeinsam haben, sind zumindest hohe Studiengebühren, die sich bei vier Kursen um die 10.000 SGD bewegen.
Studentenleben
Wenn die Orientierungswoche vorbei ist, geht es los – und wenn ich „los“ sage, meine ich das auch so. Bereits nach drei Wochen kam das erste benotete Quiz, nach fünf die erste schriftliche Ausarbeitung. Alle Fächer haben in Singapur, im Gegensatz zu Deutschland, Leistungen, die während des Semesters erbracht werden müssen. Das klingt stressig, ist es aber nicht, da so das Arbeitspensum verteilt wird und ich am Ende nur zwei Klausuren hatte, die dann auch jeweils unter 50 % in die Note eingingen.
Der Campus ist immer voll, was an der erforderlichen Campus-Präsenz von 90 % liegt12. Das erschwert die Suche nach einem Sitzplatz, sorgt aber dafür, dass man häufig bekannte Gesichter auf dem Campus sieht. Strom, Wasser und Internet sind im Study Hub und in der Bibliothek frei verfügbar. Zum Essen konnte man dann in den Food-Court der Uni gehen, wo westliches, koreanisches, indisches und chinesisches Essen wartet. Ach ja – und natürlich preiswerte Waffeln!
12 Internationale Studierende haben eine gelockerte “Anwesenheitspflicht auf dem Campus”, weshalb du nicht jeden Tag zur Uni musst, wenn du keine Vorlesungen hast.
Clubaktivitäten
Das Beste an der Uni sind die anderen Studierenden. Um diese besser kennenzulernen, bieten sich Clubs13 besonders an. Von Sportclubs wie Basketball, Badminton und Tischtennis bis hin zu Psychologie-Clubs ist alles dabei.
Ich habe mehrere besucht, wobei sich der Basketball-Club beispielsweise nur selten getroffen hat. Im Banking and Finance Club konnte ich dafür das eine oder andere Bloomberg-Zertifikat erwerben und auch einiges dazulernen.
13 Die Clubs werden am Anfang des Semesters im Rahmen einer Club-Fair vorgestellt, sodass du dir einen Überblick verschaffen und den Club wählen kannst, der zu dir passt.
Heimreise
Abschließend kann man sagen, dass man die Zeit wirklich nutzen sollte. Nicht immer kommt man nach Asien, weshalb ich mir dann auch noch Urlaub im Anschluss genommen habe und durch einige Länder gereist bin. So endet die Reise mit dem Versand des Transkripts an die FHDW und dem Flug in die Heimat.
Fazit
Mein Auslandssemester in Singapur war eine einmalige Erfahrung, die ich jedem nur empfehlen kann. Trotz der bürokratischen Hürden war es die Reise wert – von kulturellen Erlebnissen bis hin zu neuen Freundschaften und akademischen Herausforderungen. Ich danke allen, die mich auf diesem Weg unterstützt haben, und ermutige jeden, den Schritt zu wagen und die Welt zu entdecken. Es lohnt sich!