"Por­tu­gal als Land für ei­nen Aus­lands­auf­ent­halt und Por­to im Spe­zi­el­len kön­nen wir je­dem wärms­tens emp­feh­len.“

Im 4. Semester unseres dualen BWL-Studiums mit dem Schwerpunkt International Business hatten wir die Möglichkeit, die Praxisphase im Ausland zu verbringen. Wir, das sind Laurenz Imig und Inga Sielhöfer, zwei duale Studenten der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bielefeld. Unser festes Partnerunternehmen ist die Wortmann KG in Detmold, die ihren Auszubildenden seit vielen Ausbildungsgenerationen die Möglichkeit bietet, einen gewissen Zeitraum im Ausland zu verbringen. Dabei ging es für uns nach Portugal, genauer gesagt in die Nähe von Porto.

Dank des Bewerbungsaufrufs unserer FHDW wurden wir auf die Möglichkeit eines Erasmus-Stipendiums aufmerksam, worauf wir uns ohne zu zögern beworben haben. Die Bewerbungsunterlagen wurden uns sofort per Mail zur Verfügung gestellt, sodass wir den Bewerbungsprozess frühzeitig abschließen konnten, der die Unterlagen einer gewöhnlichen Bewerbung inklusive Motivationsschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen beinhaltete. Als uns die positive Rückmeldung über die bestätigte Förderung erreichte, konnten wir die erforderten Agreements in Absprache mit unseren Vorgesetzten ausfüllen und einsenden, ehe ein Online-Sprachtest auf Englisch auf uns wartete. Dieser erforderte lediglich 20 Minuten der Konzentration, um das Sprachniveau zu bestimmen und die Anforderungen für das Ausland zu erfüllen.

Der Kontakt zu der uns aufnehmenden Tochtergesellschaft in Portugal gestaltete sich sehr unkompliziert. Wochen vor der Abreise lernten wir in anfänglichen Videokonferenzen frühzeitig das kleine Team vor Ort kennen und konnten vorbereitet in die Auslandsphase starten. Die Reise erforderte keine großen Einreisedokumente außer den üblichen Personalausweis oder Reisepass sowie die covidbedingten Impfnachweise und die Fluggast-Aussteigekarte (Passenger Locator Form). Lediglich der Versicherungsschutz blieb zunächst als Thema offen, der glücklicherweise über unser Partnerunternehmen organisiert wurde, sodass wir auch im Ausland über die Wortmann KG versichert waren. Hierbei unterstützte uns die FHDW und wies uns auf alle notwendigen Versicherungen hin, um das Stipendium annehmen zu können.

Am Anreisetag ging es dann mit einem Mietwagen zum Frankfurter Flughafen. Nach ein bisschen Angstschweiß wegen der Übergepäckregeln saßen wir schließlich aufgeregt und voller Erwartungen und Vorfreude im Flugzeug nach Porto. Angekommen wurden wir direkt von der warmen Frühlingssonne in Empfang genommen.

Mit einem Uber fuhren wir für ein paar Euro gerade mal zehn Minuten zu unserer Unterkunft. Unsere Wohnung war vielen portugiesischen Behausungen einen Schritt voraus, da wir u. a. sogar über eine Heizung verfügten. Was in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist, gilt in Portugal als Luxusgut.

Von unserem Balkon hatten wir direkten Meerblick und träumten sofort von warmen Sommerabenden mit Meeresrauschen im Hintergrund. Die Lage unserer Wohnung war zu Fuß circa drei Minuten vom Strand und 20 Minuten mit dem Auto von Porto entfernt. Wir hatten also „the best of both worlds“!

Einen Tag später wurden wir dann schon von unserem zuständigen Betreuer abgeholt und mit nach Felgueiras, wo das Office liegt, mitgenommen. Während der ungefähr 45 Minuten Fahrt konnten wir Eukalyptus-Wälder, Berge und das gute Wetter bestaunen. Im Office lernten wir dann auch unseren zweiten Kollegen, einen Schuhtechniker, kennen. Nachdem wir uns eingerichtet und eine kleine Führung durch das Büro bekommen hatten, ging es auch schon zu den vier Schuhfabriken los. Wir stellten uns allen Produktionsleitern und Geschäftsführern vor und versuchten uns die vielen Namen zu merken.

Schon am ersten Tag wurden uns die verschiedenen Produktionsschritte gezeigt, die zu einem fertigen Schuh führen. Wir konnten kaum fassen, wie viel Arbeit in den Schuhen steckt, die wir sonst nur als Muster oder Endprodukt zu Gesicht bekamen. Als die erste Mittagspause näher rückte, wurden wir von unseren Kollegen mit auf die „Farm“ genommen. Das kleine, sehr ländlich gelegene Restaurant entwickelte sich schnell zu einem unserer Highlights. Für nur jeweils neun Euro konnten wir uns viele Mittagspausen durch die portugiesische Kulinarik probieren.

Neben den Produktionen bekamen wir außerdem Einblicke in die verschiedensten Zulieferungen. Von Dekofabriken bis hin zu Schnürsenkelproduktionen und Textilhändlern lernten wir, wie viele Personen außerhalb der Wortmann KG mit unseren Schuhen zu tun haben. Außer mit der Schuhherstellung arbeiteten wir mit unserem Produktdesign- und -managementteam zusammen. Wir bekamen die Chance, uns kreativ einzubringen und durften beispielsweise Farben für Prototypen aussuchen, eigene Schuhe zeichnen und Textilien aussuchen. Unser persönliches Highlight war es, an der Produktionslinie zu stehen und ein eigenes Paar Schuhe zu produzieren.

Da wir den gesamten Tag gemeinsam verbracht haben, gestalteten wir unsere Freizeit teilweise unterschiedlich. Während der eine seine Zeit nach der Arbeit oft im Fitnessstudio direkt am Strand verbrachte, war die andere in diversen Shoppingcentern, Cafés und Bars in Porto unterwegs. Auf die Empfehlung unserer Vorgänger entdeckten wir gemeinsam die portugiesische Brunchkultur und den berühmten Vino Verde für uns.

Den Haushalt haben wir in der WG aufgeteilt und einkaufen waren wir oft in den großen Supermärkten wie Lidl oder Continente. Für das Gemüse und Obst lohnt sich aber auch ein Besuch in den Mini-Märkten, die in fast jeder Straße zu finden sind. Generell waren diese etwas günstiger als die Ketten, aber trotzdem vergleichbar mit deutschen Preisen.

Gastronomie und Kleidung waren tendenziell günstiger als von zu Hause gewohnt. Glücklicherweise organisierte uns Wortmann ab der dritten Woche einen Mietwagen, weshalb wir die Einkäufe und Freizeitaktivitäten leichter gestalten konnten. Am Wochenende war Uber unser Haupttransportmittel. Dank Erasmus+ und einer Versorgungspauschale von Wortmann hatten wir die Möglichkeit, viel von Porto zu entdecken. Wofür wir sehr dankbar sind, ist, dass Wortmann außerdem die komplette dreimonatige Miete für unsere Unterkunft übernommen hat.

Fazit

Unser Praxisphasenaufenthalt hat sich sowohl aus beruflicher wie auch privater Sicht mehr als gelohnt. Uns gelang es, eine einmalige Produktnähe zu genießen und den anderen Teil der Wertschöpfungskette hautnah mitzuerleben. Insbesondere in dem Aspekt der internationalen Kommunikation konnten wir über uns hinauswachsen.

In dieser Zeit konnten wir unsere Selbstständigkeit unter Beweis stellen und bekamen die Chance, eine andere europäische Kultur zu erleben. Diese unterschied sich von der deutschen nicht nur in der Küche, sondern auch in Bezug auf viele gesellschaftliche Werte und Normen. Es hat uns Spaß gemacht, dort tiefer eintauchen zu können.

Portugal als Land für einen Auslandsaufenthalt und Porto im Speziellen können wir jedem wärmstens empfehlen. Die portugiesische Großstadt bietet ein von Sehenswürdigkeiten geprägtes Zentrum und viele authentische Cafés und Restaurants direkt am Fluss Douro. Zum Baden ist die Stadt Leca da Palmeira, wo wir gelebt haben, definitiv einen Besuch wert. Ein letzter Sicherheitshinweis unsererseits: Wie in jeder Großstadt gibt es auch in Porto Taschendiebe. Wir raten also allen, gut auf die eigenen Wertsachen aufzupassen, da sich die Suche nach englischsprachigen Polizeibeamten durchaus als Abenteuer rausstellen kann. Das haben wir zumindest gehört …

Du möch­test auch ins Aus­land und et­was er­le­ben?